Das Leben und Sterben des Jesus von Nazareth (4 v.Chr. - 33 n.Chr)

Frei erfunden von John Ammeter, aber mit allen heute bekannten historischen Fakten und biblischen Texten konsistent sowie alle relevanten neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus

berücksichtigend.

47 v. Chr

Der Idumäer (Edomiter?) Antipater wird von Julius Cäsar zum römischen Statthalter der Provinz Syria ernannt. Sein Sohn Herodes wird zum Thronfolger ernannt. Nach Cäsars Ermordung 44 v.Chr. erringt das sog. 2. Triumvirat (Antonius, Octavianus Cäsar, Lepidus) nach ihrem Sieg über die Cäsarmörder Brutus und Cassius bei Philippi (42 v. Chr.) die Herrschaft über Rom.

40 v. Chr.

Verständigung von Brundisium und Reichsteilung Roms: Antonius regiert den Osten, Octavian den Westen, Lepidus Afrika. Italien wird neutralisiert.

39 v. Chr.

Tod Antipaters. Thronfolger Herodes gewinnt das Vertrauen Mark Antons und wird vom römischen Senat zum König auf Lebenszeit und Herrscher über ganz Palästina ernannt (6100 Juden, 2800 andere, hpts. Hellenen). Herodes rottet das ganze Hasmonäergeschlecht aus, ernennt sich selbst zum Hohepriester der Juden und bestückt den ganzen Sanhedrin mit 70 eigenen Vertrauten.

30 v. Chr.

Nach der Niederlage bei Actium (31 v.Chr.) unterliegt Antonius auch in der Entscheidungsschlacht bei Alexandria und begeht zusammen mit seiner Gattin Kleopatra, der Königin Ägyptens, Selbstmord. Ägypten wird römische Provinz.

27 v. Chr.

Nach seinem Sieg gegen Antonius wird Oktavian Alleinherrscher über das römische Weltreich und regiert fortan als Kaiser Augustus bis an sein Lebensende 14 n.Chr. Durch sein diplomatisches Geschick erwirbt sich König Herodes auch das Vertrauen von Augustus und wird vom neuen Kaiser mit Gebietserweiterungen belohnt.

28 - 14 v. Chr.

Neubau des Tempels der Juden in Jerusalem durch Herodes (3. Tempel, 14 v.Chr. - 70 n.Chr.) . Das multikulturelle Königreich umfasst nun weitgehend das frühere israelitische Königreich unter David (1006 - 966 v.Chr.) und wird von Herodes d. Gr. mit grossem staatsmännischen Geschick regiert.

18 v. Chr.

Geburt des Esseners Johannes (des Täufers) in Jerusalem.

4 v. Chr.

Geburt Jesu in Bethlehem als 3. Kind des Sadduzäers Joseph (Nachkomme von Isai in 16., und König David in 15. Gen.) und Maria (Tochter der Sadduzäerin Anna, Name des Vaters nicht überliefert). Flucht der 5-köpfigen Familie nach Ägypten, um dem Kindermord von Bethlehem durch Schergen von König Herodes zu entgehen.

Tod des Herodes; Aufteilung des Königreichs unter seine 4 Söhne Archälaos, Herodes Antipas, Philippus und Lysanias. Das Königreich Palästina wird Tetrarchie.

18 v. Chr. - 31 n. Chr.

Der jüdische Bussprediger Johannes d.T. (18 v.Chr. - 31 n.Chr.) tauft seine ca. 350 Jünger, unter denen sich auch der 9-jährige Jesus zusammen mit seinen Eltern Maria und Joseph sowie mit je 2 Brüdern (Jakobus und Simon) und Schwestern befindet.

6 n. Chr.

Kaiser Augustus (27 v.Chr. - 14 n.Chr.) verbannt den unfähigen Tetrarchen Archälaos auf Begehren der jüdischen Bevölkerung. Sein Herrschaftsgebiet (Judäa, Samaria und Idumäa) wird römisches Prokurat unter Quirinus (6 n.Chr. - 23 n.Chr.).

16 n. Chr.

Jesus von Nazareth (4 v.Chr. - 33 n.Chr.), Jünger Johannes’ d.T. wird volljährig und entscheidet sich für eine Laufbahn als hebräischer Schriftgelehrter; seine eigene Muttersprache ist Aramäisch.

Der jetzt 34-jährige Johannes und der 20-jährige Jesus gründen zusätzlich zu den vier bisher existierenden jüdischen Grossparteien der Pharisäer, Sadduzäer, Essener und Zeloten eine fortschrittliche Jungpartei, die gegen die konservative, rein defensive Politik der z.Zt. ausschliesslich aus Pharisäern zusammengesetzten jüdischen Hohen Rates opponiert. Die beiden fortan als Propheten wirksamen Johannes d.T. und Jesus übernehmen die “JJ”-Parteiführung gemeinsam.

16 - 29 n.Chr.

Die neue Jungpartei (“JJ”) wächst rasch auf ca. 20% der ca. 100’000 Juden in der Tetrarchie Palästina heran. Jesus erwirbt sich als heranwachsender Schriftgelehrter bald hohe Autorität inmitten der jüdischen Bevölkerung.

Als Politiker strebt Jesus zusammen mit seinem “Ziehvater” Johannes d.T. eine Verbesserung der Lebensperspektiven der Juden im römischen Vasallenstaat an. Er setzt sich für eine aktive, nach aussen offene Entwicklungspolitik ein. In religiöser Hinsicht teilt Jesus in scharfem Gegensatz zum hohen Rat unter Hohepriester Kaiphas (17. n.Chr. - 47 n.Chr.) die Ansicht namhafter dissidenter Schriftgelehrter Pharisäer, wonach ein umfassendes Studium der Thora ergibt, dass das Doppelgebot “Gottesliebe + Nächstenliebe” allen gesetzlichen Einzelvorschriften überzuordnen ist. (3. Buch Mose, 19, 18). Zudem kritisiert er die seit der babylonischen Gefangenschaft vorherrschende enge gesetzliche, streng patriarchalische Ausrichtung seit Esra und Nehemia, ebenso das dem Mosaischen Gesetz willkürlich zugesellte Eheverbot zwischen Juden und Angehörigen anderer Völker. Die lustfeindliche Sexualmoral und die Voreingenommenheit der Regierung, Heileraktivitäten als Scharlatanerie abzuklassifizieren, sind ihm ebenfalls ein Dorn im Auge. Seine Strategie als Politiker lässt sich ungefähr folgendermassen formulieren: “Lasst uns auch für unsere momentanen Feinde, die römischen Besatzer, Achtung und Respekt empfinden. Gelingt uns dies, so werden wir Wege finden, uns inmitten der römischen Bevölkerung unsererseits Respekt und Achtung zu verschaffen. Wir haben gute Chancen, uns Juden eine bedeutend bessere Stellung im römischen Reich zu erarbeiten! Lasst uns einen neuen Aufbruch wagen. Die Römer sind keine Unmenschen.”

Auf viele Jungjuden wirkt die Zuversicht des munteren Predigers ansteckend; die Aussicht auf bessere Lebensperspektiven im Vasallenstaat Judäa wirkt verlockend…

Doch die konservative Regierungspartei der Pharisäer reagiert skeptisch. Der Hohe Rat beharrt auf der ihrer Ansicht nach bewährten, vor einem halben Jahrtausend von Nehemia und Esra (458 v.Chr.) in die Wege geleitete Priorität der Gesetzestreue in der Lehre des jüdischen Glaubens, und lehnt die von der neuen Jungpartei vorgeschlagene Stossrichtung als chaotisch und risikoreich ab.

Die schroffe Abweisung bewirkt eine Verschärfung der Tonart des jungen Predigers, der sich ja auch von seinem älteren Führungspartner vorbehaltlos unterstützt weiss. Er kritisiert den phantasielosen sturen Regierungsstil des Hohen Rates und bezichtigt die Pharisäer der Heuchelei. Jesus, selbst im Besitz von Heilerqualitäten, weist zudem die sowohl von den Pharisäern als auch von den Sadduzäern vertretene Verurteilung aller aktiven Heiler als “Scharlatane” scharf zurück und richtet Höllendrohungen gegen seine Widersacher…

Damit hat er eine Grenze überschritten; der Sprecher des Sanhedrins stellt in sarkastischem Ton fest, dass aus dem Redestil des jungen Hitzkopfs doch recht wenig vom doch so eifrig vertretenen Prinzip der Nächstenliebe herauszuhören sei…

Die Stimmung der jüdischen Bevölkerung, die dem bisherigen erfrischenden Auftritt der Jungpartei anfänglich durchaus gewogen war, schwenkt jetzt mehrheitlich auf die Seite der besonnener wirkenden Regierung über.

Die Fortschrittspartei will sich vorerst nicht entmutigen lassen. Das charismatische Führerduo wird von zahlreichen begeisterten Parteigenossen (zumeist Essener und Zeloten, aber auch ein nicht unbedeutender Anteil an Sadduzäern, fast keine Pharisäer) alsbald als Verkörperung des erwarteten Messias (Christus, Erlösers) anerkannt, zumal der junge Jesus nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten Wirkung entfaltet; Nachrichten von seinen Erfolgen als Heiler machen die Runde: Blinde werden wieder sehend, Gelähmte können wieder gehen…

Besonderes Aufsehen erregt der Bericht eines Jugendfreundes von Jesus, Johannes (4 n.Chr. - 98 n.Chr.), wonach Jesus einen Mann namens Lazarus, der schon 4 Tage tot in seinem Grabe gelegen hatte, wieder zum Leben erweckt habe (29 n.Chr.).

Alsbald wurden Jesus von einzelnen Anhängern auch göttliche Eigenschaften zugesprochen. Ermutigt durch seine Erfolge, beginnt Jesus selbst daran zu glauben, dass er der verheissene Christus ist. Er fühlt sich von Gott getragen und wagt den für Juden unerhörten Schritt, Sünden “im Namen des Vaters” zu vergeben. Die Zahl der Anhänger wächst wieder an….

29 - 33 n.Chr.

Der Hohe Rat ist alarmiert. Die Brisanz der Lage erkennend, greift Kaiphas zum letzten Mittel, das Volk “vor den trügerischen Verheissungen des jungen geistig verirrten Schwärmers zu retten”: Der offene Vorwurf der Gotteslästerung sowie die zahlreichen Berichte neutraler Beobachter über einen unsittlichen Lebenswandel der jugendlichen Draufgänger (ungezügeltes Sexualleben, z.T. auch öffentliches Pflegen der verpönten Männerliebe unter Parteigenossen) wiegen schwer bei einer grossen Mehrheit der konservativen jüdischen Bevölkerung. Die zeitweise bis zu 20’000 Anhängern angewachsene Gefolgschaft schrumpft bald auf ca. 500 zusammen. Der entnervte Jesus reagiert mit emotionsgeladenen Hasstiraden gegen die “heuchlerischen Pharisäer” …

Die Lage eskaliert: Der Sanhedrin sieht keinen anderen Weg mehr, als den Gotteslästerer Jesus vor Gericht zu bringen. Jesus beharrt auf seiner Sicht der Dinge, zeigt keine Reue und wird vom Hohen Rat zum Tod verurteilt.

Da das Römische Recht den Vasallenvölkern die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod (poenia capitatis) nicht zugesteht, verklagt der Hohepriester Kaiphas Jesus als “gemeingefährlichen Gotteslästerer, Unruhestifter und Rebellen gegen die römische Obrigkeit” beim römischen Prokurator von Judäa, Pontius Pilatus (26 - 36 n.Chr.) und beantragt die Todesstrafe.

Nachdem auch der mittlerweile 49-jährige Johannes der Täufer seinerseits durch sein kühnes Auftreten gegen die Obrigkeit sein Leben verwirkt hat

(31 n.Chr. Enthauptung Johannes des Täufers durch den Tetrarchen von Galiläa, Herodes Antipas, als Reaktion auf Johannes’ öffentliche Bezichtigung einer nach jüdischem Recht unerlaubten Eheschliessung)

ist auch der Tod des charismatischen Predigers Jesus von Nazareth beschlossene Sache; der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonntag des Jahres 33 n.Chr. unter den begeisterten “Hosiannah”- Zurufen seiner immer noch zahlreichen Anhänger ist der letzte Höhepunkt der bereits stark geschrumpften Fortschrittspartei. Entmutigt muss Jesus feststellen, dass der überwiegende Teil des Jüdischen Volkes dem konservativen Machtblock der Pharisäer die Treue hält. Wegen Gotteslästerung zur Verhaftung ausgeschrieben, sieht sich Jesus verloren und will sich bei seinen wenigen bis zuletzt bei ihm verbliebenen Getreuen beim dereinst legendär werdenden Abendmahl am Passahfest verabschieden.

Der Haudegen Judas, der Zelote, der ebenso wie der Jesus-Jugendfreund Johannes (29-jährig) daran glaubt, dass ihr Idol über göttliche Machtmittel verfügt, will noch nicht aufgeben. Er erzwingt, in der vom Glauben genährten Hoffnungt, dass Gott alles zum Guten wenden wird, die offene Konfrontation des Propheten Jesus mit dem Regierungsblock um Kaiphas. Seine Hoffnung erfüllt sich nicht. Daraufhin verwünschen die eingeschüchterten übrigen Jünger Judas’ eigenmächtige Flucht nach vorn und stossen ihn erbittert aus ihrem Freundeskreis aus. Des Verrats bezichtigt, verlässt der verzweifelte Judas die klein gewordene Gruppe und erhängt sich…

33 n.Chr.

Der Hohe Rat verliert keine Zeit; er lässt Jesus gefangen setzen , versucht ihn ein letztes Mal von seinem Wahn abzubringen und sich von seinem gotteslästerlichen Verhalten zu distanzieren, ohne Erfolg…

Der Sanhedrin verurteilt Jesus judenintern formal zum Tode und liefert ihn gemäss römischem Recht an die Leibgarde des Prokurators aus.

Hinrichtungen von Rebellen gehören für die Leibgarde eines Prokurators zur Alltagsroutine; sie bedürfen keiner besonderen Aufmerksamkeit. Der völlig überrumpelte Jesus sieht sich, gleich wie seine bei ihm verbliebenen getreuen Jünger, von seinem Gott, der ihne so lange auf einer verheissungsvollen Erfolgsspur geleitet hat, völlig verlassen. 2 Leibgardisten des Prokurators Pontius Pilatus (26 - 36 n. Chr.) führen den widerstandslosen Jesus zur üblichen Hinrichtungsstätte auf dem Hügel Golgatha und kreuzigen ihn, zusammen mit 2 verurteilten Verbrechern. Das letzte Geleit zum Kreuz haben ihm nur noch vier verbliebene Anhänger gegeben, seine Mutter Maria (die er zu Zeiten seines Erfolges durchaus nicht immer rücksichtsvoll behandelt hatte), sein Jugendfreund und späteren Schüler Johannes, die Jüngerin Maria von Magdala und Maria, die Frau des Parteigenossen Klopas…

Vom Kreuz gibt Jesus seine letzten Anweisungen: Er bittet seine Mutter, seinen Jugendfreund Johannes bei sich zuhause aufzunehmen. Sie willigt ein. Jesus kann immer noch nicht fassen, was mit ihm geschehen ist. Er hat sich in allem, was er in der letzten Zeit getan hat, von Gott geführt gefühlt und ist sich keiner schweren Schuld bewusst. Wieso jetzt dies alles? Er kann es nach wie vor nicht fassen, was ihm jetzt widerfährt. Seine letzten Worte am Kreuz sind überliefert und sagen alles über seine Verfassung: “Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?”

Hat Jesus vielleicht danach, im letzten Todeskampf, seinen Glauben wieder gefunden? Wir werden es wohl nie wissen… Wir werden auch nie wissen, ob es von Bedeutung gewesen wäre… Auf den folgenden Verlauf der Ereignisse hatte es jedenfalls keine Bedeutung mehr.

2 römische Soldaten tragen den Leichnam in das ususgemäss vorbereitete Grab, das sie anschliessend bewachen, um späteren Unruhen vorzubeugen.

Die sich nunmehr beider charismatischen Anführer und Propheten beraubt sehende Fortschrittspartei löst sich, völlig demoralisiert, auf. Der innerjüdische ideologische Machtkampf endet vorerst mit einem totalen Sieg der Regierung Kaiphas. Sie hat, aus ihrer Sicht, ohne Begeisterung getan, was getan werden musste: Ein gefährlicher sündiger Gotteslästerer und Unruhestifter existiert nicht mehr, und das jüdische Volk kann beruhigt zur Tagesordnung übergehen.

Doch noch im gleichen Jahr geschieht völlig Unerwartetes. Das Leben des Jesus von Nazareth ist zwar beendet, aber die Geschichte um Jesus fängt erst richtig an.

Der verblüffte Hohe Rat um Kaiphas muss in der Folge immer mehr Ereignisse zur Kenntnis nehmen, die ihm gar nicht gefallen können:

35 n.Chr.

Damaskuserlebnis des vom jüdischen Hohen Rat zur Christenverfolgung ausgesandten jüdischen Römers Saulus. Bekehrung zum Christenapostel Paulus.

37 - 54 n.Chr.

Missionstätigkeit des Apostels Paulus zusammen mit seinem Begleiter Barnabas, ab 49 n.Chr. nur noch unter Nichtjuden (“Heiden”).

44 n.Chr.

In den Augen der nicht christianisierten Juden sind die Christen, die allesamt ohne Beistand eines legitimierten Priesters “im Namen Christi” Sünden vergeben, Gotteslästerer.

Der Hohepriester Kaiphas (17 - 47 n.Chr.) sieht sich gezwungen, wie 11 Jahre zuvor im Falle von Jesus, den (Ver-)Leiter der “abtrünnigen” Juden, Jakobus, judenintern zum Tode zu verurteilen und ihn mit Antrag auf Todesstrafe an den Prokurator von Judäa, Quadratus (42 - 53 n.Chr.) auszuliefern. Für den Kommandanten der Leibgarde des Quadratus läuft der gleiche Automatismus wie im Falle von Jesus ab: Sofortige Verhaftung, Aburteilung und Kreuzigung des Gotteslästerers und Unruhestifters Jakobus des Jüngeren.

Übernahme der Leitung der christlichen Urgemeinde (jetzt 46 jüdische Männer) durch Jakobus, dem älteren Bruder von Jesus.

49 n.Chr.

Apostelkonzil von Jerusalem. Die bisher von Jakobus d. Ä. geleitete Urgemeinde (jetzt 51 Mitglieder zählend) wird fortan von den “3 tragenden Säulen” Jakobus d.Ä., Petrus und Johannes angeführt. Die bisher rein jüdische Christengemeinde dehnt ihre Missionstätigkeit auf Initiative des Paulus auf nichtjüdische Völker aus.

Paulus und Barnabas übernehmen die “Heidenmission”; Jakobus d.Ä., Petrus und Johannes leiten gemeinsam die bisherige Judenmission, die auf Grund der konsequenten Fortsetzung der unduldsamen gesetzlichen Politik des Hohen Rates weitgehend erfolglos bleibt.

Dagegen führt die erfolgreiche Heidenmissionstätigkeit von Paulus und Barnabas zu einer rasch anwachsenden Zahl von “Heidenchristen” in der Urgemeinde. Die Folge ist eine allmähliche Entfremdung zwischen Urchristengemeinde und dem jüdischen Volk.

56 n.Chr.

Erweiterung der Christengemeinde durch Aufnahme von Frauen und Kindern.

57 n.Chr.

Auf Grund ihres erfolglosen Kampfes gegen die “Christenplage” verliert die bisher mächtigste Pharisäerpartei das Vertrauen der konservativen Judenbevölkerung Judäas. Die bisher zweitstärkste Partei der Sadduzäer erringt erstmals die Mehrheit und ernennt Hannas II zum Hohepriester (57 n.Chr. - 62 n.Chr.)

62 n. Chr.

Nach dem überraschenden Tod des Prokurators Porcius Festus (60 - 62 n.Chr.) entsteht bis zum Amtsantritt seines Nachfolgers Lucceius Albinus (62 - 64 n.Chr.) eine Vakanz von 3 Monaten. Hohepriester Hannas II lässt sich wider römisches Recht vom Hohen Rat die Befugnis zu Verhängen der Todesstrafe (poena capitis) übertragen. Er beruft den Sanhedrin ein, um den Christengemeindeleiter Jakobus d. Ä. sowie drei weitere als besonders gefährliche Volksverführer eingestufte jüdische Gemeindemitglieder der Gesetzesübertretung anzuklagen und zur Steinigung zu verurteilen. Das Urteil wird vollstreckt, obwohl die Minderheit der Pharisäer im Rat protestiert. Der Gewaltakt von Hannas hat einen erneuten Gesinnungsumschwung zur Folge; die Pharisäer gewinnen die Mehrheit im Hohen Rat zurück und setzen Hannas ab, um die Beziehung der jüdischen Bevölkerung in Judäa zum neuen Prokurator zu entspannen. Nach dem Steinigungstod von Jakobus d. Ä. zählt die Gemeinde nunmehr 87 Mitglieder (43 Judenchristen, 44 Heidenchristen, total 64 Männer, 23 Frauen). Nachfolger von Jakobus als Leiter der Urgemeinde in Jerusalem wird Simeon bar Kleopas, Sadduzäer und Vetter Jesu. In der Folge findet ein rasches Wachstum der Gemeinde, vor allem durch nichtjüdische Neuzuzüger statt. Die Urgemeinde wird deshalb in mehrere Einheiten aufgeteilt. Anzahl und Namen sind in der Folge nicht mehr vollständig überliefert.

64 n.Chr.

Kreuzigung des ehemaligen Jesusschülers Petrus in Jerusalem nach 4-wöchiger Kerkerhaft durch den Prokurator Albinus.

Stephanus, Hellene, wird erster nichtjüdischer christlicher Märtyrer (Steinigung auf Befehl des Hohepriesters der Pharisäer)

67 n.Chr.

Enthauptung des Paulus in Rom nach 5-monatiger Kerkerhaft (Anklage: Aufrührer)

66 n.Chr.

116 n.Chr.

132 n.Chr.

Missglückte, blutig niedergeschlagene Aufstände der nicht christianisierten Juden auf Betreiben der Zeloten gegen Rom.

Folge:

Ende des jüdischen Vasallenstaates Judäa, damit auch Ende der Existenz eines jüdischen Nationalstaates. Leben des jüdischen Volkes nach der Vertreibung aus dem römischen Reich 135 n.Chr. in der Diaspora bis zur Neugründung des Staates Israel nach dem Holocaust im 2. Weltkrieg (1939-45) durch UNO-Beschluss. Nach fast 2000 Jahren Diaspora ohne Eheverbot zwischen Juden und fremden Völkern gibt es keine “Jüdische Rasse” mehr, wohl aber den aufrechterhaltenen jüdischen Monotheismus.